Radfahren in Zweibrücken

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Miteinander geht es besser

Donnerstag, 21. April 2022

Was denkt man so, wenn man diese Überschrift liest?

 


POL-PPWP: Radler kollidiert mit Auto



So, das ist die Überschrift der Pressemitteilung, die das Polizeipräsidium Westpfalz am 20.4.2022 herausgegeben hat. Die will ich mal analysieren.

Eigentlich ist die Überschrift ja ganz prägnant. Und sie scheint die handelnde Person klar zu benennen: Der Radler ist es also, der mit einem Gegenstand, hier einem Auto kollidiert.

Aktiv war also laut Überschrift der Radfahrende. Passiv war das Auto. Das impliziert doch ganz klar: Der Radfahrende war der "Täter", das Auto das "Opfer". Denn ein Auto hat keinen eigenen Willen, und es fährt normalerweise auch nicht einfach so in der Gegend herum.

Doch nun zum eigentlichen Text:

Kaiserslautern (ots)

Bei einem Zusammenstoß mit einem Auto ist ein Fahrradfahrer am Dienstagmittag im Bereich "Eselsfürth" verletzt worden. Der 19-jährige Radler war nach derzeitigen Erkenntnissen auf dem Radweg in Richtung Innenstadt unterwegs, als eine 34-jährige Autofahrerin beim Abbiegen in Richtung Mehlingen seinen Weg kreuzte.

Hoppla, das hört sich ja nun ganz anders an. Der Radfahrer war auf seinem Radweg unterwegs (also da wo er auch sein sollte), als eine Autofahrerin seinen Weg kreuzte.

Also: Die Autofahrerin wollte abbiegen. Nun ist also nicht mehr das Auto ein passives "Opfer"; ganz im Gegenteil wurde das Auto aktiv gelenkt. Und zwar von einem Menschen. Auch stand das Auto nicht irgendwo herum, sondern es kreuzte - gelenkt - den Radweg. 

Damit dreht sich die Aussage der Überschrift in ihr Gegenteil: Nicht der Radfahrer war "Täter", sondern die (in der Überschrift überhaupt nicht erwähnte) Fahrerin. Nicht das Auto war das Opfer, sondern der Radfahrer.

Es kam zur Kollision, bei der sich der Biker Schürfwunden an Hand und Bein zuzog. Fahrrad und Auto wurden beschädigt. Über die Höhe des Sachschadens ist nichts bekannt. |cri

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Westpfalz
Pressestelle

Telefon: 0631 369-1080 oder -0
E-Mail: ppwestpfalz.presse@polizei.rlp.de
www.polizei.rlp.de/westpfalz


Der Rest ist eine Schilderung von Fakten. So weit so gut.

Warum habe ich diese Pressemitteilung nun überhaupt so zerlegt? 

Ganz einfach: Weil viele Menschen nur die Überschriften lesen. Wer aber diese Überschrift liest muss zwangsläufig den Eindruck gewinnen, dass der Radfahrer an dem Zusammenstoß schuld sein muss. Dass genau das Gegenteil der Fall ist erschließt sich nur dem, der die Meldung vollständig liest.

Und die Unfallverursacherin kommt in der Überschrift überhaupt nicht vor. Das geht doch gar nicht.

Mir ist bewusst, dass die Verfasser:innen solcher Pressemitteilungen nicht unbedingt eine journalistische  Ausbildung haben. Aber ich darf und ich muss an Verlautbarungen der Polizei die Anforderung stellen, dass sie bei ihrer Kürze trotzdem und gerade deswegen in allen Punkten nicht in die Irre führen dürfen.

Anders gesagt: Selbst wenn ich nur die Überschrift lese darf diese nicht den Eindruck erwecken, dass sich der Sachverhalt anders zugetragen hat als er tatsächlich passiert ist. Und genau diesen Eindruck erweckt die Überschrift.

1 Kommentar:

  1. Die Polizei Mainz macht es meistens besser - die Unfallmeldungen dort sind in der Regel sachlich richtig formuliert. Die Kollegen bei euch können sich sicher dort mal informieren.

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