Radfahren in Zweibrücken

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Montag, 21. Februar 2022

Der Rosenweg und die vom Stadtrat geforderte "Naturnähe"

Vor einigen Wochen hat es der Zweibrücker Stadtrat abgelehnt, den Rosenweg zu asphaltieren. Obwohl der Rosenweg die Hauptradverbindung aus dem Schwarzbachtal nach Zweibrücken darstellt und in seinem derzeitigen Zustand (extrem verdichtete Splittoberfläche) in der nassen Jahreszeit vor allem aus verschlammten Pfützen besteht, während er im Sommer zur Staubwüste mutiert.

Begründet wurde diese Ablehnung mit der "Naturnähe" des Weges, die unbedingt erhalten werden solle.

"naturbelassener" Rosenweg
Nun ist der Begriff "Naturnah" in keiner Weise definiert; er beschreibt weder konkrete Eigenschaften noch gibt er Aufschluss über die Möglichkeit der Nutzung. Und ob man bei einem Weg, der täglich von hunderten Spaziergänger:Innen und Radfahrenden sowie von dem einen oder anderen Dutzend Autofahrenden benutzt wird überhaupt irgendwie von "Naturnähe" gesprochen werden kann darf gerne bezweifelt werden.

Vielleicht aber ist mit diesem Begriff auch gemeint, dass man die Befürchtung hat, dass eine Asphaltierung in den natürlichen Wasserhaushalt eingreifen könne und die Versiegelung durch Asphaltierung negative Auswirkungen haben würde. Sogar Überschwemmungen wie an der Ahr wurden in der öffentlichen Diskussion in den Raum gestellt, wenn der Weg verändert werden würde.

Natürlich sind solche Katastrophenszenarien bloßer Humbug, die von jedem klar denkenden Menschen als Unfug erkannt werden können. Zumal sich eine Versiegelung des Bodens nicht per se als Hochwasser auswirkt. Viel mehr gilt es zu betrachten, ob die Asphaltierung eines bereits bestehenden und stark genutzten Weges negative oder positive Veränderungen des bisherigen Zustands zur Folge hat - den Weg gibt es ja bereits und er wird intensiv genutzt.

Wer sich ein bisschen Mühe gibt und ein wenig recherchiert kann durchaus auch wissenschaftliche Untersuchungen finden, die sich mit den Folgen der Asphaltierung von Radwegen im Vergleich zu Radwegen mit einer ungebundenen Decke (also Schotter, Splitt, Sand und so weiter) als Oberfläche beschäftigt.

Ich habe mir nun die (geringe) Mühe gemacht und eine Studie des Ministeriums für Verkehr, Bau und Landesentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern herausgesucht, die von dem Adler Baustoff und Umweltlabor unter dem Titel "Überprüfung der Vergleichbarkeit von bodenmechanischen Eigenschaften natürlicher Böden mit Radwegekonstruktionen in naturnahen Bereichen" durchgeführt wurde. Den Link zur Studie gibt es natürlich auch.

Dort lassen sich sowohl die Methoden wie auch die Ergebnisse der Untersuchungen detailliert nachlesen.

Em Ende kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Bodenverdichtung durch den Radverkehr auf ungebundenen Decken signifikant höher ist als auf asphaltierten Decken, wodurch die Wasserdurchlässigkeit als auch die Speicherfähigkeit deutlich vermindert ist.

Oder anders ausgedrückt: Die Versiegelungswirkung für den Boden ist bei ungebundenen Decken ("naturbelassen") höher als bei asphaltierten Radwegen. Im Gegenteil: Asphaltierte Radwege entsprechen in ihrer Wasserführung viel mehr dem Boden in der unmittelbaren Umgebung als die im Laufe der Zeit extrem verdichteten Böden unter ungebundenen Decken.

So will ich es nochmals wiederholen: Im Vergleich zweier Radwege mit und ohne Asphaltierung  hat der asphaltierte Radweg deutliche Vorteile für die Wasserführung, weil er eine zu starke Verdichtung des Untergrunds verhindert.

Leider aber hat sich unser Stadtrat nur von so plakativen, aber auch nichtssagenden Begriffen wie "Naturnähe" blenden lassen, ohne auch nur im Geringsten zu hinterfragen, was das tatsächlich bedeutet.

Und damit auch mal wieder ein Zeichen dafür gesetzt dass es nicht reicht zu glauben man handele und entscheide im Sinne des Naturschutzes; man sollte halt erst mal Fakten auf den Tisch legen, bevor man Entscheidungen trifft. Und vor allem sollte man sich vor einer Entscheidung die Zeit nehmen, die Tischvorlagen zu hinterfragen und auch mal nachzuprüfen, ob die in den Vorlagen genannten Argumente wirklich stichhaltig sind (z.B. Geländer zum Bachufer!).


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