Radfahren in Zweibrücken

Radfahren in Zweibrücken
Miteinander geht es besser

Montag, 16. März 2020

Miserabel recherchierter Artikel zum Radfahren

Quelle/Source [´www.flyer-bikes.com | pd-f´]
Leider ist es manchmal so, dass man als informierter Mensch (der noch dazu so manches selbst recherchiert) einen Artikel in der Zeitung lesen muss, der anscheinend aus den schlechtest möglichen Quellen abgeschrieben ist. So schreibt die SAARBRÜCKER ZEITUNG in ihrer Ausgabe vom 16. März 2020 im Artikel "So gelingt der sichere Start in die Radsaison": "Besonders durch die vermehrte Nutzung sogenannter Elektro-Bikes erhöhe sich die Unfallgefahr".

Dabei gibt es keine einzige seriöse Statistik die nachweist, dass e-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer je gefahrenem Kilometer mehr Unfälle haben als die Fahrerinnen und Fahrer herkömmlicher Räder. Ja, die Unfälle bei denen e-Biker zu Schaden kommen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Allerdings ist auch die schiere Anzahl der e-Bikes deutlich gestiegen (so wurden in 2019 mehr als 1,3 Mio. Elektroräder in Deutschland verkauft), sodass diese Räder in Verbindung mit der deutlich höheren Kilometerleistung pro Jahr natürlich auch in mehr Unfälle verwickelt sind.


Es wäre zur Beurteilung schon interessant zu wissen, ob die Unfallquote je km Fahrleistung wirklich von der konventioneller Fahrräder abweicht. Dazu konnte ich bisher noch keine ernsthafte Untersuchung recherchieren.

Ein "Senioren-Sicherheitsberater" aus dem Landkreis St. Wendel meint: "Viele ältere Menschen fahren unterstützt vom Elektromotor viel schneller, als es ihre Fähigkeiten erlauben". Leider gibt der Artikel keine Auskunft  darüber, was der Sicherheitsberater zu den Senioren als Autolenker meint - fahren sie dort sogar noch viel schneller.

Im Ernst: Kein Senior überschreitet Tempo 25 mit dem eBike. Es wird nun einfach unterstellt, dass das herkömmliche Fahrrad langsamer sei. Das ist es wohl auch - bergauf. Doch in der Ebene oder bergab ist das konventionelle Fahrrad keineswegs langsamer. Und der Bremsweg, so meint der ungenannte "Sicherheitsberater" sei mit dem eBike auch viel länger.

Wer aber mit einem aktuellen eBike mit seinen hydraulischen Scheibenbremsen gefahren ist und auch gebremst hat wird dieser Aussage vehement widersprechen können. Aktuelle eBikes bremsen besser als jedes herkömmlich Rad mit seinen antiquierten Felgenbremsen; die oftmals breiteren Reisen tun ihr übriges dazu.

Der Hammer des Beitrags ist aber die Aussage, dass "90 Prozent der getöteten Radfahrer ihren Unfall überlebt hätten, wenn sie einen Helm getragen hätten". Da darf ich mich getrost fragen, wo denn diese Lüge herstammt. Radfahrer sterben bei Unfällen mit PKWs, LKWs und Bussen. Vornehmlich weil sie überrollt werden. "Übersehen" heißt das dann so prosaisch in den Polizeimeldungen. Und dann nützt ein Helm genau gar nichts. Es gibt keinen einzigen Fahrradhelm, auch keinen Motorradhelm, der beim Überrolltwerden den Kopf schützt.

Fahrradhelme sind nützlich. Sie schützen bei Alleinunfällen durch Stürze. Doch daran sterben die wenigsten Radfahrer. Aus dem Ausland sind sogar Untersuchungen bekannt wonach Helmträger tendenziell häufiger in Unfälle verwickelt sind, weil sie möglicherweise riskanter fahren.

Ich selbst trage beim Radeln immer einen Helm. Mir ist aber sehr bewusst, dass mich das beim Unfall mit einem anderthalb Tonnen schweren PKW, einem 15 Tonnen schweren Bus oder einem 40-Tonner LKW nicht schützt.

Was wir also viel mehr brauchen als die Schuldzuweisung an die Opfer sind sichere Wege, getrennt vom Autoverkehr, angelegt wie in den Niederlanden. Dort ist es sehr viel schwerer, Radfahrer zu "übersehen", weil Kreuzungen und Einmündungen entsprechend gestaltet sind. Und natürlich auch ein radikales Umdenken in Politik und Verwaltung, aber auch bei allen Autofahrern.

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