Radfahren in Zweibrücken

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Miteinander geht es besser

Samstag, 17. Juni 2023

Das ist kein Zufall - oder doch?

Das Schlimme ist nicht zu sehen -
ein Mensch wurde verletzt oder getötet.

Diese Pressemitteilung des Saarländischen Rundfunks möchte ich euch nicht vorenthalten:

Rilchingen-Hanweiler: Radfahrer wohl absichtlich angefahren

16.06.2023 17:16:01

Ein Autofahrer hat am Dienstagabend in Rilchingen-Hanweiler offenbar absichtlich einen Fahrradfahrer angefahren. Das hat die Polizei dem SR am Freitag bestätigt. Der Radfahrer wurde schwer verletzt. Er befindet sich aktuell noch im Krankenhaus. Der unbekannte Autofahrer fuhr den Mann gegen 22.30 Uhr in der Nähe der Bliesstraße absichtlich an. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Darüber, ob es schon Festnahmen gibt, gab die Polizei aus "ermittlungstaktischen Gründen" keine Auskünfte.


So eine Nachricht zu lesen schockiert im ersten Moment. Und lässt einen nachdenklich werden und so manche Begegnung auf der Straße hochkommen.

Ist es nicht so, dass viele von uns Radfahrenden immer wieder Begegnungen mit Autofahrenden hatten, die nur mit viel Glück ohne Unfall ausgegangen sind? Wo wir das Gefühl hatten, dass der Autofahrende uns absichtlich gefährden wollte?

So wurde ich diese Woche innerorts von einer Autofahrerin (eher jung bis jugendlich) überholt, und der Abstand betrug vielleicht 35 Zentimeter. Gegenverkehr gab es gerade nicht, die Strecke war gerade und übersichtlich, es hätte also keinen wie auch immer gearteten Grund gegeben, den Seitenabstand nicht einzuhalten.

So muss ich davon ausgehen, dass es Vorsatz war. Wahrscheinlich störte ich ihre Ordnung der Dinge, denn Radfahrende haben den Autoverkehr gefälligst nicht zu behindern.

Wohlgemerkt ist das eine Ausnahme. Die meisten Autofahrenden (gefühlt immer mehr) lassen mehr als ausreichend Platz. Doch leider sind es eben nicht alle.

Dazu passt, dass ich ebenfalls diese Woche auf einem Schutzstreifen überholt wurde. Geschätzter Abstand: Höchstens 70 Zentimeter, eher weniger. Und das war eine Fahrschule. Hätte da nicht der Fahrlehrer eingreifen müssen? Leider konnte ich die  Fahrschule bis zur nächsten Ampel nicht mehr einholen, sonst hätte ich mal den Fahrlehrer angesprochen.

Was lässt sich daraus folgern?

Erstens gibt es immer wieder Autofahrende, die Radfahrende von der Straße verdrängen wollen. Die Straße soll ausschließlich dem Auto gehören, und auch nur dann, wenn das Auto schnell genug fährt. 

Zweitens gibt es immer wieder Fahrlehrende, die ihren FahrschülerInnen mindestens durchgehen lassen, wenn sie sich den Radfahrenden gegenüber regelwidrig verhalten.

Drittens aber - und das halte ich für das wichtigste - brauchen Autofahrende weder eine rechtliche Konsequenz befürchten (es wird ja nicht kontrolliert und damit auch nicht sanktioniert) noch im Falle eines Unfalls selbst körperliche Schäden zu befürchten. Denn die sitzen sicher und klimatisiert in ihrem hermetisch von der Umwelt abgeschotteten Sicherheitskäfig. Und so benehmen sich manche auch.

Was wir also brauchen ist eine vollkommende Neuausrichtung der Straßenverkehrsordnung und des Straßenverkehrsgesetzes. Und vor allem mehr Kontrolle des Verhaltens im Straßenverkehr. Es muss für alle VerkehrsteilnehmerInnen selbstverständlich sein, dass Radfahrende auf der Fahrbahn fahren - und dass man sich grundsätzlich und immer an die Regeln für ein sicheres Miteinander hält.

Übrigens halte ich auch gar nichts davon, als Radfahrender auf den Gehweg auszuweichen. Der Gehweg gehört den zu Fuß Gehenden, nicht den Radfahrenden, und erst recht nicht den parkenden Autos. Auch hier finde ich, dass mehr kontrolliert werden muss. Es nützt uns Radfahenden nämlich gar nichts, nicht nur die Lobby der "freie Fahrt für freie Bürger" gegen uns zu haben und gleichzeitig auch die FußgängerInnen gegen uns aufzubringen.

Obwohl eine Reform des Straßenverkehrsgesetztes im Koalitionsvertrag steht, hat das Ministerium für ungezügelte und freie Fahrt (ach so, die nennen sich ja Bundesverkehrsministerium für Verkehr und Digitales Gedöns) nicht geliefert. Wie überhaupt dieses Ministerium eines derjenigen ist, die nicht liefern, sondern im Gegenteil immer wieder bremsen. Außer beim Autobahnbau.

Aber sie wurden ja gewählt ...

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