Radfahren in Zweibrücken

Radfahren in Zweibrücken
Miteinander geht es besser

Donnerstag, 30. April 2020

StVO gleich Abzocke?

Timo Klostermeier  / pixelio.de
Die aktuelle Änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO) findet nicht nur Gegenliebe. Besonders das Thema "Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit" und die damit einher gehenden Sanktionen finden bei machen Autofahrenden scharfe Kritik. So gesehen in einem Fernsehbeitrag, in dem ein Auto fahrender Mensch meinte, man habe es als Autofahrer so schon schwer genug und die Neuregelungen seien doch nur Abzocke.


Nun bin ich nicht nur Radfahrer, sondern auch Autofahrer, noch dazu mit einer beruflich bedingten recht hohen Jahresfahrleistung. Und ich wurde noch nie abgezockt. Noch nicht einmal weil ich zu schnell gefahren bin. Dabei habe ich im letzten Jahr seit langem mal wieder ein geringes Bußgeld zahlen müssen, weil ich auf der Autobahn 114 statt 100 km/h gefahren bin.

Nun ja, ich war zu schnell. Die Geschwindigkeitsbegrenzung war da, korrekt beschildert, und ich bin in Gedanken einfach nicht beim Autofahren gewesen. Das war also ganz eindeutig meine Schuld. Und Höchstgeschwindigkeit muss man ja nicht immer ausreizen. Man kann und darf auch langsamer fahren.

Ich habe das Bußgeld ohne zu murren bezahlt. Warum auch nicht. Mit Abzocke hat das absolut nichts zu tun.

Doch mir fällt auf: Halte ich mich auf der Autobahn an Geschwindigkeitsbeschränkungen so werde ich fast permanent von hinten bedrängt. Und sehr häufig mit deutlich zu hoher Geschwindigkeit überholt. Auf der Landstraße ist Tempo 70 oder 80 auch sehr oft viel zu langsam für nachfolgende Fahrerinnen und Fahrer. Und innerorts? Wenn ich Tempo 50 fahre, also die gerade noch erlaubte Höchstgeschwindigkeit, bin ich für viele ein echtes Verkehrshindernis.

Lastkraftwagen dürfen auf Autobahnen maximal 80 km/h schnell fahren. Tatsächlich dokumentieren die geeichten Fahrtenschreiber regelmäßig 90 bis 95 km/h. Die Polizei kontrolliert und ignoriert. Überschreitungen, die einen erwischten PKW-Fahrer richtig Geld kosten, werden von Amts wegen toleriert.

Gleichermaßen verhält es sich an Ampeln. Wer kennt es nicht: Die Ampel springt von Grün auf Gelb um, es wird Rot, und genau jetzt kommt noch jemand mit Vollgas über die Kreuzung gebrettert. Das passiert zwar nicht bei jeder einzelnen Rotphase, aber doch regelmäßig vielfach am Tag. Ich habe heute mit dem Auto ganze 4 Ampeln passiert und konnte dabei ein Mal dieses Verhalten beobachten. Das entspricht auch meiner gefühlten Wahrnehmung: Bei jeder vierten Rotphase "wischt" noch schnell jemand bei Rot über die Ampel.

Durchgezogene Linien werden schon lange nur noch als unverbindliche Empfehlungen angesehen. Geh- und Radwege müssen als "Reserveparkplätze" herhalten, selbst ein absolutes Halteverbot gilt manchen Autofahrenden nur als Hinweis, den Platz doch für sie freizuhalten.

Die Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen. Handyverbot beim Fahren wird ignoriert (gefühlt jeder fünfte bis zehnte), Vorfahrtsverstöße bei straßenbegleitenden Radwegen, gefährliches Überholen, Radfahren auf dem Gehweg oder gegen die Fahrtrichtung ...

Was ich feststelle: Die Regeln der StVO werden immer weniger beachtet. Und wo doch einmal eine Kontrolle stattfindet, wird von Abzocke geredet. Jede einzelne Regelüberschreitung wird bagatellisiert oder gar als Behördenwillkür abgetan. Das darf so nicht sein!

Ich finde dass wieder mehr auf die Einhaltung der Regeln geachtet werden muss. Dazu ist es erforderlich, dass so häufig kontrolliert werden muss dass kein Mensch mehr erwartet, ungestraft gegen die Regeln verstoßen zu können. Auf Einsicht hoffen hat bisher nichts gebracht und wird auch in Zukunft nichts bringen.

Also liebe Ordnungsämter, liebe Polizeidienststellen: Ignoriert nicht achtlos die schleichende Außerkraftsetzung der Regeln. Kontrolliert den fließenden Verkehr und ahndet Verkehrsverstöße aller Art. Fahrt nicht achtlos an Falschparkern vorbei. Lasst euch nicht von faulen Ausreden "nur einen Moment" ins Bockshorn jagen.

Unser Zusammenlaben funktioniert nur dann, wenn wir alle damit rechnen müssen, dass wir mit einem Fehlverhalten nicht ungestraft durchkommen. Und so ganz nebenbei hat es den Effekt, Leben und Gesundheit Dritter zu schützen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen